Pressestimmen
Arnold Schönbergs Vision, man werde später seine Musik ebenso rezipieren wie zu seiner Zeit Beethoven, mag sich als Illusion erwiesen haben. Über einen seiner Schüler, Hanns Eisler (1898–1962), konnte man nun mehr erfahren – bei einem vom Klangforum Heidelberg im Betriebswerk veranstalteten Gesprächskonzert. Dabei erwies sich der Schweizer Pianist Christoph Keller (Jahrgang 1950), der für die Gesamtausgabe von Eislers Musik die Klavierwerke besorgt hat, als in jeder Beziehung kompetent. Er spielte diese äußerst komplexen, in freier Atonalität oder Zwölftontechnik gehaltenen Werke weitgehend auswendig und absolut souverän. Die ihnen innewohnende Emotionalität und Kreativität konnte er in beeindruckender Weise vermitteln.
Rhein-Neckar-Zeitung, 17.03.2023
Das "Hollywooder Liederbuch" von Hanns Eisler, dem Schöpfer der DDR-Hymne, stand im Mittelpunkt des Liederabends, den Winnie Böwe, Gesang, und Christoph Keller, Klavier, im Rahmen des Beethovenfestes im Kammermusiksaal gestalteten. Mit Winnie Böwe war eine Interpretin zu hören, die, wie sie selbst sagte, eigentlich Schauspielerin ist, mit ihrem versiert geführten Sopran und vor allem ihrer Vorliebe für Hanns Eisler, dem Schüler Arnold Schönbergs, der ganz eigene musikalische Wege gegangen ist, auf ihre Art überzeugte. Christoph Keller aus der Schweiz, wo er jahrelang als Musikproduzent tätig war, gilt ebenfalls als Kenner des Werks von Hanns Eisler. Dessen dritte Klaviersonate in drei Sätzen streute er eindrucksvoll als "Intermezzo" auswendig ein. Erich Itor Kahn, wie alle im Programm zu Wort gekommenen Künstler als Jude in die USA geflohen, kam mit seiner "Ciaccona dei tempi di guerra" (entstanden 1943) zu Gehör. Ein aussergewöhnlicher Abend, der die Extremsituation von Künstlern und ihrer Kunst thematisierte.
Bonner Rundschau, 07.09.2018
Das "wichtigtuerische, närrische Pathos" des "masslosen ekstatischen Mystikers" war Hans Werner Henze zeitlebens suspekt. Dennoch konnte sich der im vergangenen Jahr verstorbene Komponist dem verführerischen Sog von Richard Wagners Musik nicht ganz entziehen. In den frühen siebziger Jahren beschäftigte er sich intensiv mit dem Tristan-Mythos und komponierte ein Stück für Klavier, Tonband und Orchester, das thematisch auf Wagner Bezug nimmt, aber auch die übrige Rezeption der mittelalterlichen Sage einbindet. In der Interpretation von Christoph Keller verströmten die Präludien zu "Tristan", die Hans Werner Henze 2003 aus der früheren Komposition herausgelöst hatte, eine angenehme Kühle, die sich in der Zürcher Tonhalle mitunter zu gleissenden Klangflächen verdichtete.
Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2013
Perspektivenreich hat die Zürcher Hochschule der Künste am Samstag das Schaffen Richard Wagners präsentiert – ohne ein einziges seiner Werke direkt in den Blick zu nehmen. Im Wissen, dass manches gerade dann neue Facetten offenbart, wenn es im Augenwinkel betrachtet wird, fasste das Departement Musik Veranstaltungen mit mehr oder weniger direktem Wagner-Bezug zum "Wagner-Tag" im Rahmen der Zürcher Festspiele zusammen.[...] Zuvor hatte der Pianist Christoph Keller in einem aufschlussreichen Workshop zeitgenössische Klavierbearbeitungen Wagnerscher Opern beleuchtet und damit auch die Machart der Letzteren erhellt. Anschaulich zeigten Beispiele unterschiedliche Lösungen etwa des Problems, Wagners wuselnde, bewusst auf Überwältigung abzielende "Meistersinger"-Polyfonie auf das Klavier zu übertragen. Die Beispiele gerieten dort besonders glücklich, wo die Stärken der Studierenden, die sie erarbeitet hatten, mit der je spezifischen Herausforderung der Transkription zusammenfielen. So entfaltete Yulia Miloslavskaya den ekstatischen Rausch in Liszts Übertragung von "Isoldes Liebestod" auch ohne die Möglichkeiten von Orchester und Singstimme, und Yana Tratsewskaya-Eismanns filigraner Klangzauber enthüllte, wie nahe selbst Kernstücke Wagnerscher Selbstapologie ("Am stillen Herd" aus dem ersten "Meistersinger"-Akt, bearbeitet von Alfred Jaëll) eigentlich dem Lied ohne Worte sein können.
Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2013
Sternstunden kann man nicht
vorhersehen, sie passieren einfach.
Wer am Wochenende im
Hotel «Waldhaus» in Sils i. E.
bei der fast 13-stündigen
«Beethoven-Nacht» dabei war,
wurde mit einem einmaligen
Musikerlebnis belohnt.
Samstag, 21 Uhr, war es
so weit: Sämtliche 32 Klaviersonaten
des Komponisten Ludwig van Beethoven
(1770–1827) standen auf dem
Programm der langen Nacht. Dazu
drei Jugendwerke sowie op. 6 für vier
Hände. Wobei, «Nacht» trifft es nicht
so ganz: Bis Sonntag, 10 Uhr, wurde
praktisch durchgehend von einem
Dutzend Pianisten abwechselnd musiziert.
Es war zweifellos ein Projekt der
Superlative, das sich Konzertsänger
Christoph Homberger und Pianist
Christoph Keller da vorgenommen
hatten. Die beiden vielseitigen Künstler
waren am Zürcher Schauspielhaus
die Protagonisten in Christoph Marthalers
szenischer Version von Franz
Schuberts «Schöner Müllerin». Der
Erfolg war gross, und in der Folge traten
sie in zahlreichen Konzerten und
Theateraufführungen gemeinsam auf,
entwickelten mit beeindruckender
Resonanz neue Formen zur Vermittlung
klassischer Musik. Die Idee eines
«Beethoven-Marathons» trugen die
beiden schon lange mit sich herum.
Im Hotel «Waldhaus» mit seiner einmaligen
Atmosphäre, einer Welt für
sich, fanden Keller und Homberger
offene Ohren für ihr Projekt. Hatte
doch schon Marthaler zum 100-Jahr-
Jubiläum des Hauses das Hotel 2008
mit einem eigens dafür konzipierten
Stück bespielt – und Homberger war
eine der zentralen Figuren der Produktion.
Das «Waldhaus» liess sich
auf die Idee ein, Beethovens pianistisches
Werk in einem Stück erlebbar,
erfahrbar zu machen. Und dies nicht
etwa in strenger Konzertsaalatmosphäre,
sondern in bequemen Sesseln
in der prächtigen Hotelhalle in einem
fast magischen Ambiente. Noch dazu
mit der Möglichkeit, aufzustehen,
wann immer man wollte, etwas zu essen
oder zu trinken, einen Spaziergang
zu machen oder zu ruhen. Gesagt,
getan. Am Samstagabend versammelten
sich über 150 erwartungsvolle
Gäste in der Halle, in deren Mitte
die Bühne aufgebaut worden war,
um sich auf Beethovens Klaviersonaten
in ihrer ganzen Kraft und Wucht
einzulassen. Beethoven, der seine
Karriere als ambitionierter Pianist begann,
wurde zum gefeierten Komponisten
und einem der grössten Genies
der Musikgeschichte.
Der Abend hatte ein bestechendes
Konzept. Die Stücke wurden nicht etwa
in der Reihenfolge ihres Entstehens
gespielt, sondern interessant gemischt,
was Jahrgang und Tonart betrifft.
Die durchwegs begeisternden
Pianisten hatten noch etwas gemeinsam.
Sie alle haben sich nicht nur intensiv
mit Beethoven befasst, sondern
sind obendrein Theaterleute, Komponisten,
Musikschriftsteller, Avantgardisten
– Lebenskünstler sowieso.
Neben Keller waren in dieser langen
und doch so kurzweiligen, so erfüllenden
und gleichzeitig fordernden
Nacht folgende Musiker und Musikerinnen
dabei: Dominik Blum, Alena
Cerny, Jan Czajkowski, Simone Keller,
Jürg Kienberger, Stefan Litwin,
Michele Montemurro, Hiroko Sakagami,
Stefan Wirth, Jürg Wyttenbach
und Frank-Immo Zichner. Einer faszinierender
als der andere, was Klavierspiel
und Interpretation betraf.
Als gegen 3 Uhr noch rund 50 Gäste
dabei waren, liess Homberger, der die
szenische Leitung des Abends innehatte,
das Publikum in die stimmungsvolle
Jugendstilbar umziehen, wo es
auf einem Steinway aus dem Jahr
1904 weiterging. Etwa 20 Musikfans
hielten ohne Unterbrechung weiter
durch. Die anderen erschienen nach
und nach wieder zum Frühstück, das
ab 5 Uhr bereitstand. Am Vormittag
war die Halle trotz Sommerwetter
brechend voll und der Jubel über die
meisterlich spielenden Künstler gross.
Der Beifall wollte kaum enden und das Publikum ehrte die so
unterschiedlichen
und trotzdem zu einem
perfekten Ganzen beitragenden Protagonisten
mit stehenden Ovationen.
Dankbar für einen einzigartigen Anlass
mit einem hervorragenden Konzept,
mit einem in jeder Beziehung
aussergewöhnlichen Anspruch, mit
besonderen Menschen und überwältigender
Musik in einer Welt zwischen
Traum und Wirklichkeit auf Zeit.
Südostschweiz, 19.06.2012
Nach achten Jahren Co-Intendanz durch Scheidegger und Vassena zeigt sich nun neu jedes Jahr ein anderer „Kurator“ für die Programmgestaltung [der Tage für Neue Musik Zürich] verantwortlich. Werden die TfNM so zum Land, wo jeder alles dürfen darf? Interessant wird es jedenfalls schon nächstes Jahr. Hat man sich doch den Coup erlaubt, mit dem Musiker und Journalisten Christoph Keller einen der profiliertesten Kritiker des Festivals als Programmgestalter zu engagieren.
Tages-Anzeiger, 15.11.2011
In der letzten und vorletzten Saison standen "Leo" und "Libra" auf dem Programm, nun "Gemini": Das Collegium Novum hat sich unter der Leitung von Peter Hirsch mit Roberto Gerhards Sternzeichen-Zyklus auseinandergesetzt. Es hat ihn nicht nur im Konzert aufgeführt, sondern auch für ein Gerhard-Projekt mit dem deutschen Label Neos eingespielt. Der Einsatz war es wert, denn diese Ansätze zu einem vollständigen zodiakalen Zyklus des Katalanen mit Schweizer Wurzeln sind von einer seltenen Eigenständigkeit und Entschlossenheit. In «Gemini» setzen Klavier und Violine zu einem erhitzten Dialog an, in dem kontrastierende Episoden aufeinanderfolgen. Dabei ballen sie sich immer wieder in scharfer Artikulation, die Rahel Cunz und Christoph Keller in der Tonhalle virtuos wiedergaben.
Neue Zürcher Zeitung, 05.02.2011
Nachdem Christoph Keller zu Beginn Arnold Schönbergs "Sechs kleine Klavierstücke" op. 19 interpretiert hatte, spielte das Collegium Novum anschliessend Holligers Bearbeitung für Kammerensemble. Hatte schon Keller auf dem Flügel die verschiedenen Schichten der musikalischen Textur auseinandergehalten, so legte sie Holligers Arrangement mit den verschiedenen Farben der Instrumente überdeutlich frei.
Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2010
Im Deuxpièces mit dem Partner ins Abokonzert? Das obligate Pausencüpli - ah, Fischers sind auch da –, dazu gepflegte Lieder von Loewe? Nein, halt!
Nochmals von vorne: Fundlager der Kantonsarchäologie. Inmitten von Scherben alter Vasen, von Knöchelchen und Steinbrocken der schwarze Flügel. An einem langen Tisch Getränke, Käse und Brot. Und am wichtigsten: die beiden Christophs. Der flinke Pianist Christoph Keller und der generöse Tenor Christoph Homberger sind mit Liedern von Krenek, Ives und Milhaud die Gastgeber des Abends.
«Spontankonzerte» nennen sich diese Liederabende, wo man an ungewöhnlichen Ortenden beiden Musikern von ganz nahe zuhören und nach dem Konzert mit ihnen plaudern, diskutieren und anstossen kann. Spontan ist die Idee damals entstanden: «Komm, lass uns unser CD-Programm einmal vor Publikum spielen.» Bis heute erfolgen auch die Einladungen konsequent ohne Werbebudget und nur per E-Mail (info@christoph-keller.ch) sowie Mundpropaganda. Spontan ist also auch das Publikum, das hier zum aussergewöhnlichen Kortzetterlebnis zusammenfindet.
Züritipp, 23.9.2010
Formidabel geriet die Wiedergabe der «Monologe» für zwei Klaviere. Christoph Keller und Stefan Wirth blieben der zupackenden Musik nichts schuldig und begeisterten das in grosser Zahl erschienene Publikum.
Neue Zürcher Zeitung, 3.4.2010
Zu einem virtuosen Höhepunkt des Abends wurden die «Monologe» (1964) für zwei Klaviere von Bernd Alois Zimmermann. Christoph Keller und Stefan Wirth spielten die sperrigen Cluster, impressionistischen Klangwolken und brillanten Zitatverfremdungen mit lustvoller Hingabe und kerniger Präzision aus. Das Publikum war begeistert.
Zürichsee-Zeitung, 3.4.2010
Wer damals, zu Christoph Marthalers Zeiten, Schuberts «Die schöne Müllerin» im Schiffbau gesehen hat, wird sie wohl nie vergessen. So vielschichtig wie anrührend war das Erlebnis, zu dem der Tenor Christoph Homberger und der Pianist Christoph Keller das Ihre beigetragen hatten. Dort, in Zürich-West, ging 2005 auch der erste Musiksalon über die Bühne. Vor vier Jahren rückten die beiden Musiker zusammen mit dem Collegium Novum Zürich näher ans Zentrum und riefen den «Musiksalon im Brockenhaus» ins Leben. Eine knappe Woche lang wird der zweite Stock des Zürcher Brockenhauses zur guten Konzertstube, laden zwischen Leuchtern und Lampen, Vasen und Vitrinen im ganzen Raum verstreute Stühle und Sessel zum Verweilen ein. Das Künstlerduo hat aber nicht nur ein Gespür für stimmiges Ambiente, sondern verbindet, geschult an Brechts Theaterverständnis, sein Musizieren immer auch mit Reflektieren. Wieder war es die «Die schöne Müllerin», die zur Eröffnung des diesjährigen Musiksalons auf dem Programm stand. Hombergers Haltung ist die des teilnehmenden Beobachters: Mit dem für ihn charakteristischen kopfigen Timbre erzählte er die Geschichte des scheiternden Müllergesellen, zwar mit Empathie und Wärme, mit berückenden Piani oder erregtem Duktus, doch ohne dabei die nötige Distanz zu den Figuren aufzugeben. So konnte der Klavierpart seine ganz eigene Geschichte hinzufügen, zumal Christoph Keller die Begleitmuster auf dem schön intonierten Flügel prägnant formulierte. Solistisch zum Zug kam Keller nach der Pause, als er mit üppigen Liszt-Transkriptionen einen Kontrapunkt zu Schuberts raffiniert schlichtem Volksliedton setzte. Zuvor hatten Homberger und Keller den Zyklus aufgebrochen und vier der Lieder durch andere Schubert-Lieder ersetzt, die das Thema Liebe und Entsagung variierten, und damit eine weitere Reflexionsebene hinzugefügt. Dass dadurch der grosse Bogen zerstört wurde, war leicht zu verschmerzen an diesem an seelischer und geistiger Nahrung reichen Abend, der zum Schluss gar zur richtigen Schubertiade mit geselligem Gesang wurde. Christoph Homberger führte die vom kürzlich verstorbenen Willi Gohl so meisterlich beherrschte Tradition des offenen Singens fort und studierte mit dem Publikum Schuberts «Trinklied» (D 148) ein. Wenn sich dennoch leise Wehmut einschlich, hatte das nicht nur mit schubertscher Melancholie zu tun. Der diesjährige Musiksalon im Brockenhaus wird – um das Aufkommen von Routine im Keim zu ersticken – der letzte in dieser Form sein. Mittlerweile hat das Gespann Homberger/Keller eine neue Taktik ausgeheckt und mobilisiert jeweils per E-Mail oder SMS für Spontan-Konzerte, die an ganz unterschiedlichen Orten in der Stadt stattfinden.
Neue Zürcher Zeitung, 5.3.2010
Zuvor nahm Rundel in diesem ganz Messiaen gewidmeten Programm die «Oiseaux exotiques» (1955/56) für Klavier solo, elf Bläser und viel Schlagzeug mit aller rhythmischen Schärfe in die Hand. Der Pianist Christoph Keller belebte das Vogelkonzert in seinen langen Solokadenzen mit differenzierter Agogik.
Neue Zürcher Zeitung, 22.6.2009
Vermutlich liegt es an der grandiosen Musik, sicher aber auch am Dirigenten: Das Collegium Novum Zürich (CNZ) hörte man in letzter Zeit kaum je so elektrisiert, genau und kammermusikalisch kommunikativ spielen wie am Dienstagabend in der Zürcher Tonhalle unter der Leitung von Peter Hirsch. Anfang und Ende des Programms machten zwei Marksteine von Arnold Schönberg. Zum Schluss die Suite op. 29, sozusagen ein Klavierkonzert (Christoph Keller schien über sich selbst hinauszuwachsen), ein Wurf von einer Frische sondergleichen. Und der Höhepunkt des Abends.
Neue Zürcher Zeitung, 7.5.2009
Alena Cherny und Christoph Keller stiegen mit dem Konzert für zwei Cembali des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann in den Abend. Es gelang ihnen, den Dialog ihrer Parts in filigraner Dichte transparent ineinanderzuflechten. Und sie arbeiteten die spätbarocke Substanz des Werks so heraus, das die Klangdynamik der modernen Flügel duftig blieb. Ihre Gewandtheit war perfekt koordiniert in einem absolut gleichwertigen Spiel. Ideale Gegebenheiten auch für die Sonate f-Moll, die Brahms aus dem Klavierquintett umgeschrieben hat. Im Vergleich dazu erreichte die Version für zwei Klaviere nicht dieselbe kammermusikalische Aussageweite, aber die beiden Künstler gingen das Werk pianistisch eigenständig an, was vor allem den Eingangssatz in einem romantisch reichen Spektrum hervortreten liess. Aus empfindsam gestalteten Überleitungen schöpften sie vitale Spannkraft, dennoch hätte man sich besonders den langsamen Satz in etwas weicheren Linien gewünscht.
Berner Zeitung, 29.11.2008
Seit Jahren arbeiten sie immer wieder im Konzert und in Schallplattenprojekten zusammen, der Tenor Christoph Homberger und der Pianist Christoph Keller. Das jüngste CD-Programm haben die beiden Zürcher gründlich erarbeitet und im Konzert erprobt: Schumanns Liederzyklen «Liederkreis» und «Dichterliebe» sowie seine wunderbar atmosphärereichen, viel zu selten gespielten «Nachtstücke» für Klavier. Keller spielt sie transparent, mit blitzblanker Technik, asketischer «Urtext»-Haltung und sparsamem Pedaleinsatz.
Basler Zeitung, 16.8.2008
Das Collegium Novum Zürich veranstaltet bereits zum
dritten Mal den «Musiksalon im Brockenhaus». Aus dem
Geheimtipp wurde ein Renner.
Christoph Keller (Klavier) und der Tenor Christoph
Homberger haben Programme zu einzelnen
Komponisten wie Schumann, Strawinsky, Mendelssohn
Bartholdy, Ernst Krenek und Max Reger
zusammengestellt und bieten noch bis Samstag
Konzertabende in speziellem Brockenhaus-Ambiente.
Der Eröffnungsabend am Dienstag zum Thema Robert
Schumann war ausverkauft.
Schumanns «Liederreihe» nach Gedichten von Justinus
Kerner op. 35 (1840) kam in dieser Salon-Atmosphäre
auf besondere Art zu Geltung. Der mächtige Drang des
Wanderers nach der Ferne oder das resignierte «Stirb,
Lieb' und Freud'!» wirkten in diesem Umfeld doppelt.
Christoph Keller, der mit Homberger
schon mehrere Liederzyklen von Schumann und
Schubert auf CD eingespielt hat, begleitete hellhörig und
mit transparentem Klaviersatz. Hochexpressiv war nach der Pause auch Schumanns
Klavierquintett Es-Dur op. 44. Christoph Keller
spielte mit rhythmischer Verve und weichem Anschlag,
was zum heftig vorwärtstreibenden Streicherensemble
einen fast poetischen Kontrapunkt bildete.
Zürichsee-Zeitung, 17.4.2008
Im Mittelpunkt des Abends stand eines der meistaufgeführten Highlights der klassischen Liedkunst, Franz Schuberts Liederzyklus «Die schöne Müllerin» in der Originalfassung für Tenor und Klavier. Eine authentische Interpretation dieses weltberühmten Spitzenwerks ist für jeden Sänger eine besondere Herausforderung, aber auch ein gewisses Wagnis, denn bezüglich der Qualität der Aufführung werden stets Vergleiche mit Einspielungen bekannter Stars gezogen. Es sei gleich vorweggenommen: Christoph Homberger und seinem Klavierpartner Christoph Keller gelang eine eigenständige, vollgültige Interpretation, die in ihrer Schlichtheit und künstlerischen Akzentuierung die Zuhörer tief berührte. Christoph Keller war ein feinnerviger, konzentriert mitgestaltender Partner. Er brachte mit nuancenreichem Anschlag das Essenzielle der Seelenstimmungen und Naturvorgänge (Bächlein!) zu beseeltem Ausdruck.
Schon zur Einstimmung in den Liederabend hatte der sensible Pianist mit der fesselnden Wiedergabe der ersten zwei Sätze der unvollendeten Klaviersonate Nr. 15 in C-Dur (D 840 „Reliquie“) von Franz Schubert aufhorchen lassen. Grossartig das teils idyllische, teils fantastisch erregte Andante!
St. Galler Tagblatt, 10.7.2006
Homberger und Keller starten mit dem Collegium Novum einen neuen Musiksalon, stimmungsvoll und inspirierend.
Das Marmortischchen kostet 94.50, das Glas Wein nur 4 Franken und das Knabberzeug überhaupt nichts. Nein, nein, nicht vom MyPlace, dem Café mit den käuflichen Designermöbeln, ist die Rede, sondern vom Zürcher Brockenhaus, das sich für fünf Abende in einen musikalischen Salon wie zu Schuberts Zeiten verwandelt hat. Viele der alten Schränke, Lämpchen und Kristallgläser hatten wohl auf ihre Entdeckung gehofft; am Anfang konnte man die Geschichten aus ihren früheren Leben, die sie loswerden wollten, fast mit Händen greifen. Sobald aber Christoph Homberger (Tenor), Christoph Keller (Klavier), Bettina Boller (Violine), Hans-Christian Sarnau (Viola), Judith Gerster (Violoncello) und Ronald Dangel (Kontrabass) mit ihrem Schubert-Programm begannen, verwandelten sich alle Gegenstände in glückliche Resonanzkörper, die nichts mehr im Sinn hatten, als gierig Töne aufzusaugen. Noch glücklicher waren die Zuhörer: Die intime und entspannte Atmosphäre machte wunderbar wehrlos gegen den Schmerz, die Sehnsucht und die Verzweiflung, die Schubert in den Heine-Liedern bis an und über die Grenze des Wahnsinns treibt. Alte Lieder so neu erklingen zu lassen, das gelingt nur, wenn man Ideen hat. Und Mut: So wurde das Forellenquintett mit Heine-Liedern durchsetzt, und der Variationensatz ging direkt ins Forellen-Lied über.
Für das Programm der fünf Salonabende sind Homberger und Keller verantwortlich, ein Duo, das sich spätestens seit Marthalers «Schöner Müllerin» und seit dem ersten Musiksalon im Schiffbau vor einem Jahr mit grossem Erfolg auf die Befreiung der Musik von den Ritualen des Klassikbetriebs spezialisiert hat.
Tages-Anzeiger (Zürich), 6.2.2006
Weder in Christoph Delz' «2 Nocturnes» (1986) noch in Klaus Hubers «Intarsi» (1994) können Solopianisten in üblicher Manier auftrumpfen. Sie sind in den «Begleitapparat» integriert. Schuf Delz in seinen umstrittenen «Nocturnes» demonstrativ Musik aus zweiter, dritter und vierter Hand in greller Akzentuietung des Versatzstückcharakters, begab sich Huber, ausgehend von Mozart, auf einen sensibleren Weg, der in der klangsinnlichen Distemperatur des letzten Satzes «Giardino arabo» endet: Verschiedener könnten kompositorische Arten, sich fremder Musik zu bemächtigen, nicht sein. Die Solopianisten sind zu loben: Ganz beträchtliche Fingerfertigkeit brachten Stefan Wirth (Delz) und Christoph Keller (Huber) auf, um diese Stücke zu optimaler Geltung zu bringen.
Tages-Anzeiger (Zürich), 26.9.2005
Für Christoph Keller stand ein «historischer» Steinway-Flügel von 1887 bereit, ein erstaunlich intaktes, kaum jedoch interpretatorischen Zugewinn von Belang erbringendes Instrument. Keller, gänzlich uneitel und dennoch ohne lakaienhafte Zurückhaltung, schien aufs Schubert-Klavierspiel übertragen zu wollen, was es bei seinem geistigen Ziehvater Hanns Eisler einst für Vokalisten zu lesen gab: «Der Sänger ... möge sich bemühen, den Hörern die Inhalte eher zu referieren als auszudrücken. Dabei müssen künstliche Kälte, falsche Objektivität, Ausdruckslosigkeit vermieden werden, denn auf den Sänger kommt es schliesslich an.» Ja, auch auf den Pianisten kommt es schliesslich an. Sänger und Pianist, seit Marthalers Zürcher Bühnenversion der «Schönen Müllerin» auf dieses Werk eingeschworen wie wenige, fanden bei ihrem Basler Abend in der Tat zur «direkten Rede» des Liedgesangs.
Basler Zeitung, 10.1.2005
«De Chäller» ist der Mann am Klavier, der eigentlich Christoph Keller heisst und von Beruf und Berufung Pianist ist. Und zwar ein durchweg seriöser, dessen Engagement bisher nicht dem Kindertheater, sondern sorgfältig und unvoreingenommen erarbeiteten Interpretationen des Klavierrepertoires und besonders, von Schubert bis Hanns Eisler, den oft vom Konzertbetrieb übergangenen Kostbarkeiten am Rande gilt. Das Theater kennt der Musiker-Keller ebenfalls von innen. Bei diversen Neumarkt-Produktionen war er einst beteiligt, und jüngst gab er einen souverän unbeteiligten Pianisten in Marthalers «schöner Müllerin». Und da er ausserdem ein so scharfer Denker wie ein brillanter Schreiber ist, ergänzt auch eine lange Reihe lesenswerter Publikationen sein Musizieren.
Züri-tipp, 13.11.2003
Wie klingt Adorno? Erfreulich viele wollten die Antwort wissen und drängten am Dienstag Abend in den grossen Saal der Musikhochschule. Dort spielte das Collegium Novum Zürich auf Einladung des städtischen Musikpodiums ein beziehungsreich zusammengestelltes Programm, das einerseits Theodor W. Adornos kompositorisches Schaffen in Relation zu seinem Lehrer Alban Berg und zu Arnold Schönberg setzte, andererseits Werke von Schönbergs Schweizer Meisterschülern vorstellte. Im Zentrum standen die Drei Klavierstücke op. 11 von Arnold Schönberg, die Christoph Keller lebendig phrasiert zum Klingen brachte. Das letzte dieser Stücke galt Adorno als Ideal einer «musique informelle», einer Musik, die nicht der äusseren Form bedarf, sondern ganz der vom mithörenden Ohr kontrollierten Phantasie entspringt.
Neue Zürcher Zeitung, 18.9.2003
Christoph Marthalers Bühnenfassung der «Schönen Müllerin» gehört zu den Rennern am Zürcher Schauspielhaus, nun haben Tenor Christoph Homberger und Pianist Christoph Keller den Zyklus auch auf CD eingespielt: in einer Interpretation, die dem historischen Abstand zu Wilhelm Müllers Dichtung Rechnung trägt und nicht den Müllersgesellen einfühlend darstellen, sondern eine Geschichte aus alter Zeit erzählen will, wie es Christoph Keller in seinem Booklet-Beitrag ausführt. Ausserordentlich an dieser Aufnahme ist der Klavierpart, den Christoph Keller fern von platter Lautmalerei und Zeigefinger-Rubato plastisch in den Stimmen und nuancenreich spielt: durchdacht eben.
Basler Zeitung, 10.5.2003
Was der Pianist Christoph Keller in diesem Rahmen aber an Ausdrücklichkeit und Spannung erzielt, wie er hier eine Mittelstimme aufleuchten und dort eine Passage im Bass zum Gegenakzent werden lässt, ist ausserordentlich anregend; es geht jedenfalls weit über das hinaus, was man gemeinhin unter Liedbegleitung versteht.
Neue Zürcher Zeitung, 30.3.2003
Kann es nach Marthaler in Zürich überhaupt noch einen unvoreingenommenen Schubert-Genuss geben? Werden uns beim Hören der "Schönen Müllerin" nicht immer die verlorenen Gestalten aus der Inszenierung vor dem inneren Auge erscheinen? Dass es noch möglich ist, beweisen just die beiden heiligen Christopheri, die am musikalischen Gelingen der Zürcher Produktion so wesentlichen Anteil hatten: der Tenor Christoph Homberger und der Pianist Christoph Keller. Kürzlich haben sie Schuberts Liederzyklus auch auf CD aufgenommen. Abgesehen vom Foto auf dem Booklet erinnert da nur noch wenig ans Theater. Die beiden entrümpeln den Vortrag aber auch von manchem, was sich mit der Tradition um die Interpretation angesammelt hat, etwa von der einst durchaus stilbildenden Wortausdeutung eines Dietrich Fischer-Dieskau oder von den Lautmalereien mancher Klavierbegleiter. Sie suchen einen direkteren Zugang. "Wenn der Sänger nicht vorgibt, selbst der Müllergeselle zu sein, sondern eine Geschichte aus alter Zeit erzählt, wird sich leichter herausstellen, was daran noch aktuell ist", schreibt Keller im Booklet. Schon lang hat man diese Lieder nicht mehr mit solch unprätentiöser, unforcierter Schlichtheit und mit solch klarer Linie gehört.
Tages-Anzeiger (Zürich), 7.3.2003
Elmar Schmid (Klarinette), Hans-Christian Sarnau (Viola) und Christoph Keller (Klavier) zeichneten Schumanns Charaktere in einer packenden Wiedergabe der "Märchenerzählungen" op. 132. Nicht minder überzeugend geriet die Interpretation von "Hommage à R.Sch." op. 15d für die gleiche Besetzung, worin Kurtág ein Miniatur-Theater über Schumann-Masken und eigene Vokalmusik veranstaltet, das in einem abschliessenden grossen, mächtigen Bogen ausgelöscht wird.
Basler Zeitung, 10.2.2003
Leichtfertig nennt man Arnold Schönberg einen Klassiker der Musik des 20. Jahrhunderts. Gemessen an der Aufführungsfrequenz von Werken Strawinskys oder Bartóks sind Schönbergs Töne noch weit davon entfernt, sich im Konzertleben etabliert zu haben. Ausnahmen bilden Stücke wie die zum Kulturkitsch verkommene "Verklärte Nacht". Umso erfreulicher, dass Dirigent Mario Venzago, Pianist Christoph Keller und das Sinfonieorchester Basel im dritten Konzert des Basler Musik-Forums einen Schönberg-Schwerpunkt setzten zumal sie sich Werken aus Schönbergs letzter Schaffensphase im amerikanischen Exil stellten, die als sperrig und schwierig verrufen sind. Anders als in der Ode oder in "A survivor of Warsaw" bezieht Schönberg in seinem Klavierkonzert op. 42 nicht explizit Stellung zur Kriegs- bzw. Exilproblematik. Gleichwohl übt er aus seiner Exilperspektive eine kompositorische Rückschau. In feiner Akzentuierung eröffnet Keller das Stück mit einem wienerischen Walzer-Charakter, der in einer formalen Kunstfertigkeit durch die Mangel genommen wird, die an die Zeit der Kammersymphonie op. 9 erinnert. Venzago stellte das Konzert als weitausgreifenden Zusammenhang dar. Keller zeigte viel Gefühl für obligate Passagen wie für die Formulierung solistischer Klavierinseln als Anti-Kadenzen.
Basler Zeitung, 7./8.12.2002
Den Ausgangspunkt bildeten fragmentarische Klavierstücke Schuberts. Christoph Keller spannte mit seiner unspektakulären und introvertierten Spielweise einen Bogen von dem ganzen kurzen Allegro moderato in C-Dur (D 347) bis zur ausgewachsenen Fantasie in C-Dur (D 605), die möglicherweise eine Vorstufe zur "Wanderer-Fantasie" darstellt.
Neue Zürcher Zeitung, 1.11.2002
Wie kommt man vom Ländler zum anspruchsvollen Klaviersatz? Diese Frage beantwortete Keller nicht in abweisender Spezialistenmanier, sondern in einer originellen Zusammenstellung kleiner Klavierstücke, worin Schuberts Horizont evolutionär ausgefaltet wurde. Auf Tänze im Volkston folgten solche in teils asymmetrischer Periodisierung und kühner Harmonisierung bis hin zu Scherzo-Charakteren, denen nichts Mediantisches oder Enharmonisches fremd ist. Keller spielte fast nonchalant und mit gutem Ohr für nuancierte Kontrastwirkungen. Bekanntlich ist Keller ein Freund der Klavierfragmente Schuberts, die das Festivalmotto in ein besonderes Licht rücken. Denn diese sind durchaus "vollendet", nur liess Schubert sie gerne liegen, weil er sich nicht ausreichend bemüssigt fühlte, etwa ein Sonatensatzschema mit der Fertigung einer Reprise zu erfüllen, sondern sich viel lieber einer neuen Komposition zuwandte. Keller nutzte solche Fragmente mit grosser Wirkung, um Liszt' runden Klavierzyklus nach "Die schöne Müllerin" zu sprengen, indem er sie in die elaborierte Tastenplauderei einschaltete.
Basler Zeitung, 19./20.10.2002
Marthaler treibt die zwölf phantastischen Käuze liebevoll ausgetüfelt, perfekt choreographiert und mit magischer Energie angestiftet - zu stets neuen, lebenden Bildern aus Tristesse, Vergeblichkeit und schaurig-schöner Komik. Und ins Bett, übers Bett, aus dem Bett. Schläfer sind sie, um (alb)träumen zu können, fast ohne Schwerkraft, den Mund offen zum Staunen und zum Singen, beseelt von den beiden unglaublichen Pianisten Christoph Keller und Markus Hinterhäuser. Sie stellen Schubert vom Konzertkopf auf die Theaterbeine: Er wandert auch so ganz formidabel.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Berliner Seiten), 13.5.2002
In Zürich ist derzeit eine ungewöhnliche Theateraufführung zu sehen, in der etwas von diesem Schubertbild sichtbar wird: "Die schöne Müllerin", inszeniert von Christoph Marthaler mit acht Schauspielern, zwei professionellen Sängern (Rosemary Hardy, Christoph Homberger) und den auch szenisch agierenden Pianisten Christoph Keller und Markus Hinterhäuser. Eine packendere Neudeutung des reichlich zersungenen Liederzyklus ist schwer vorstellbar. Dazu passt das kleine, aber charakteristische Detail, dass diese Marthaler-Produktion durch die Mitwirkung des Pianisten Christoph Keller von einer Interpretationstradition profitieren kann, die für ein modernes Schubertbild Massstäbe setzte. Kellers Lehrer in Zürich war Sava Savoff, von dem Schnebel wesentliche Anregungen für seinen bahnbrechenden Schubert-Aufsatz erhielt, und Savoffs Lehrer wiederum war Eduard Erdmann, der vor bald einem Jahrhundert die grosse Klaviermusik Schuberts von allen Sentimentalismen befreite und am Beginn der modernen Schubertinterpretation steht. Traditionen gehen manchmal verschlungene Wege, und es lohnt sich, ihnen nachzuforschen.
NMZ (Neue Musikzeitung), März 2002
Das kongeniale Paar Christoph Keller (Piano) und Christoph Homberger (Tenor) bringt die ganze abgründige Intelligenz Schuberts hinter dem Biedermeier-Klischee zum Klingen.
Weltwoche, 24.1.2002
Dass Arnold Schönberg nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts war, sondern ein ebenso wichtiger Lehrer, ist bekannt. Vier Jahre nach Peter Gradenwitz' pionierhafter Studie über die Meisterklasse sind die dort zusammengetragenen Funde nun in einem Festival an der Berliner Akademie der Künste durch Vorträge und Konzerte ergänzt worden. In einem weiteren Lecture-Recital stellte Christoph Keller Klavierwerke des Schweizer Schülers Erich Schmid vor: zarte, kristalline Kleinodien, deren athematische Konstruktivität an Webern orientiert scheint.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.12.2001
Der Schweizer Pianist Christoph Keller, der auch als Musikwissenschafter und Musikpublizist bekannt geworden ist, hat sich nicht zuletzt um etliche Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts verdient gemacht, deren Namen teilweise nicht einmal im Gedächtnis gängiger Lexika aufgehoben sind. In diesem Zusammenhang muss auch die Aufnahme der "Chacones pour orchestre et piano concertant" (1991/92) des 1927 in Fiesole geborenen Schweizer Komponisten Giuseppe G. Englert gesehen werden, der dieses Werk Christoph Keller und dem Dirigenten Mario Venzago widmete. Mit ähnlichem dokumentarischem Interesse nähert sich Keller auch Franz Schubert: Der zweite Teil der Compact Disc präsentiert Fragmente in C-Dur/c-Moll aus Schuberts Klavierschaffen. Anstatt sie durch Vervollständigung "konzertfähig" zu machen, belässt Keller sie in ihrer überlieferten Form. Ausführlich erläutert er dies in einem informativen Booklet-Text, der sich auch mit Schuberts Schaffensweise und den einzelnen Fragmenten auseinandersetzt.
Neue Zürcher Zeitung, 18.4.2001
Von dem Österreicher Leopold Spinner gab's dann ein Klavierkonzert zu hören, das dieser unter schweren Bedingungen als Emigrant in England geschrieben hat. Ein fragiles Werk von hohem Niveau, das der Schweizer Pianist Christoph Keller als Solist sensibel zum Klingen brachte. Alban Bergs "Vier Stücke für Klarinette und Klavier" op. 5 bedürfen keiner Verteidigung mehr. Christoph Keller und John Corbett (Klarinette) brachten sie wunderbar fein und inspiriert und betonten das Melodiöse und Federleichte der kurzen Stücke. Auch die "Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben" op. 70 (1941) für Kammerensemble des Schönberg-Schülers Hanns Eisler sind längst in unserer Musikgeschichte verankert. Das Werk erklang als nuancierte Tonmalerei, frisch wie der beschriebene Regen selbst. Davor gab's Eislers Klaviersonate op. 1. Kaum zu glauben, wieviel Emotionalität und Virtuosität in diesem frühen Werk steckt.
WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), 10.11.2000
Wie Inseln ragen sie aus dem Meer des Mittelmässigen heraus: Viktor Ullmanns "Variationen und Doppelfuge" für Klavier op. 3a entnehmen ihr Thema dem vierten der Klavierstücke op. 19 von Ullmanns Lehrer Arnold Schönberg. Christoph Keller präsentierte eine bis ins Detail reflektierte Interpretation, und durch sein gleichzeitig nüchternes und energisches Klavierspiel gelang es ihm, diese komplexe Musik aufzuschlüsseln.
Tages-Anzeiger (Zürich), 23.3.2000
In kammermusikalischen Werken ist Luciano Berio ein sehr viel risikofreudigerer Komponist zu hören in drei Werken von 1960, 1974 und 1996 im ebenfalls sehr gut besuchten Tonhalle-Konzert des Collegium Novum Zürich «Linea» (1974) für zwei Klaviere, Marimbaphon und Vibraphon ist kaum je zu hören, aber eines der ganz grossen Werke des Komponisten. Und die Interpretation durch die Pianisten Christoph Keller und Stefan Litwin und die beiden Schlagzeuger Christian Dierstein und Christoph Brunner war schlicht sensationell gut.
Neue Zürcher Zeitung, 9.12.1999
Und dann gibt es noch den Aphoristiker Beethoven, der in den Bagatellen op. 119 auf kleine klassisch gerundete Harmlosigkeiten unvermittelt aufbrechende Genieblitze folgen lässt. Dem Understatement dieser späten Kleinodien blieb Christoph Keller nichts schuldig. Und als Duo auf zwei Flügeln brillierten Keller und Sakagami schliesslich in Variationen über beethovensche Themen: von eleganter Geziertheit jene von Camille Saint-Saëns, von vollhändiger Masslosigkeit und stupendem Einfallsreichtum jene Max Regers.
Tages-Anzeiger (Zürich), 19.11.1999
Zum Schluss wagten sich dann Christoph Keller und die Haskil-Preisträgerin Hiroko Sakagami an Max Regers Variationen über ein Thema von Beethoven und liehen der seltsam sperrigen, aber auch sehr einfallsreichen Komposition manuelle Überlegenheit, daramtische Spannung und den Glanz eines einwandfrei funktionierenden Zusammenspiels.
Der Bund (Bern), 13.11.1999
Mit einer eindrücklich spannungsvollen und technisch brillanten Wiedergabe der Sonate in f-Moll von Johannes Brahms beschloss das Duo [Hiroko Sakagami/Christoph Keller] das Konzert und begeisterte das diesmal besonders zahlreiche Publikum.
Der Bund (Bern), 26.1.1999
Hanns Eislers Töne Schritt für Schritt analysierend, tritt der Schweizer Pianist Christoph Keller am hellen Morgen sogleich ins Zentrum der Musik. Ein Seminar für Eingeweihte über zwei der frühen Klavierstücke, die "klassische" Sonate Opus 1, drei Klavierstücke aus Opus 8: der Referent weist den Weg, den der Komponist Hanns Eisler hin zu seinem Lehrer Arnold Schönberg und von ihm weg genommen hat. Eine Expertenschar rund um den Flügel darf im Sinnen darüber verweilen, wie Eislers Vortragsbezeichnung «mit Humor» in der Wiener Schule gemeint sein mochte. Zum leichteren Charakter von Opus 8, den Keller aufzeigt, bleiben lauter Fragezeichen, wie sie sich nur dem Kennerblick vermitteln. Und der Referent hat die wunderbare Offenheit, sie im Raum des Nachdenkens stehen zu lassen. Musiziert wird am Abend des zweiten langen Kongresstages: Kellers Interpretation der erwähnten Klavierwerke bleibt haften.
Der Tagesspiegel (Berlin), 30.6.1998
Von Eisler war lange Zeit wenig zu hören. Im Konzert ebensowenig wie auf Tonträgern. Lediglich die vorbildlichen Einspielungen der Klavier- und Kamemrmusik durch Christoph Keller liegen nun schon seit Jahren auf CD vor Auf filmmusikalischen Arbeiten basieren auch wichtige Werke der Kammermusik. Hier besteht in der vier CDs umfassenden Gesamteinspielung durch Christoph Keller (Accord 220 582) eine vorzügliche Alternative zur "Eisler-Edition". Seine Aufnahmen bieten nicht nur den Vorzug der Vollständigkeit, sie bestechen durch stimmliche Transparenz, klangsinnliche Präzision und dynamische Lebendigkeit. Während die alten DDR-Aufnahmen hier manchmal etwas blutleer wirken, das hohe instrumentale Niveau sich bisweilen mit steifer Geradlinigkeit paart, trifft Kellers "freundliche" Interpreten-Haltung den Nerv der Eislerschen Musik. Hier ist man aufs neue auf die Aufnahmen Christoph Kellers (Accord 220 582) angewiesen, dessen Einspielung der "14 Arten" sich gegenüber jener des ensemble recherche (montaigne audivis 78 20 68) durch eine weitaus lebendigerte Klangsinnlichkeit auszeichnet.
Neue Zeitschrift für Musik, 6/1998
Virtuos spielte Schönberg 1901 in seinen Brettl-Liedern und beim "Nachtwandler" mit den Genres Chanson, Salonmusik und Lied. Die Interpretationen von Karin Ott (Sopran) und Christoph Keller (Klavier) sind so herrlich und charmant wie die Werke selber, genau und doch voll Freiheit und Grosszügigkeit.
Neue Zürcher Zeitung, 31.5.1996
Die Uraufführung von Giuseppe Giorgio Englerts "Chacones pour orchestre et piano concertant" im Rahmen des Schweizer-Komponisten-Zyklus in Bern geriet zur dröhnenden Demonstration einer verblichenen Moderne. Mario Venzago leitete diese Uraufführung. Er hatte das Stück dem Komponisten einst bei Kaffee und Gipfeli vorgeschlagen. Dass in der Musik keine Butter war und Englert einer heute eher kalter Kaffee gewordenen Moderne weiter huldigt, konnte der grösste Einsatz der Interpreten nicht verhindern: weder von Dirigent Venzago noch vom musikalisch-pianistisch äusserst versierten Solisten Christoph Keller.
Berner Zeitung, 13.5.1995
Die (Wieder-)Entdeckung dieser Werke [von Charles Kchlin] ist dem Schweizer Pianisten Christoph Keller zu verdanken. Seine durchsichtigen, mit einem Höchstmass an klanglicher Finesse veredelten Ersteinspielungen führen nebenbei wieder einmal vor Ohren, wie phantasielos die heutigen Klavierabende in der Regel konzipiert sind.
Neue Zürcher Zeitung, 30.12.1994
Die diesjährige Konzertsaison im Robert Schumann-Haus fand mit Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Ferruccio Busoni ihren beeindruckenden Abschluss. Interpreten waren der in Genf lebende amerikanische Geiger Robert Zimansky sowie der Züricher Pianist Christoph Keller. Das Duo, das durch die Einspielung sämtlicher Schumannscher Violinsonaten ganz in der Klangsprache der Romantik beheimatet ist, musizierte einen schwungvollen Schumann, ausdrucksvoll der dritte Satz, der Anklänge an den Choral "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" aufweist, effektvoll, aber nicht oberflächlich das Pizzikato, das hier zu einem spezifischen Klangkolorit führte. Das stürmische Finale, ganz im Schumannschen Florestangeist musiziert, verfehlte seine Wirkung auf das Publikum nicht.
Zwickauer Tageblatt, 25.11.1993
Und nicht zu vergessen sind die eindrücklichen Momente etwa das anregende Rezital von Aurèle Nicolet (Flöte) und Christoph Keller (Klavier).
Neue Zürcher Zeitung, 12.7.1993
Christoph Keller war diesmal Nicolets Klavierbegleiter: Ein zuverlässiger, höchst versierter und anpassungsfähiger Pianist, der einmal im Alleingang sich nachdrücklich werbend für Hanns Eisler einsetzte. Der Einsatz lohnte sich, denn Eislers Klavierstücke op. 8 aus dem Jahre 1925 erwiesen sich als originelle und profilierte Miniaturen.
Berliner Morgenpost, 20.6.1991
Christoph Keller präsentiert die Klavierwerke technisch präzis, formal übersichtlich und in abgestufter Farbgebung. Die Zeit ist reif für Eisler nicht nur dank des Abbaus der politischen Konfrontation.
Fono Forum, 9/1990
Der Schweizer Eisler-Spezialist Christoph Keller erweist sich durch sein konturiertes, strukturerhellendes, intellektuell kontrolliertes und doch gestenreiches, Charaktere herausbildendes Spiel als hervorragender Sachwalter der formal anspruchsvollen, vielschichtigen und mitunter auch doppelbödig-ambivalenten, tonal-atonalen Klavierkompositionen Hanns Eislers. Hier hat einer wirklich mal eine wichtige Lücke im Repertoire entdeckt.
Stereoplay, 6/1990
In der ersten von drei Matineen im Stadttheater Bern gab der Zürcher Pianist Christoph Keller ein interessantes Rezital. Er begann mit Schumanns frühen "Impromptus über ein Thema von Clara Wieck", schloss daran die späten "Gesänge der Frühe" desselben Komponisten. Darauf folgten Stücke aus "L'ancienne maison de la campagne" des erst in letzter Zeit wiederentdeckten Charles Kchlin, die Sonate Nr. 2 von Eisler und "5 Etudes de Jazz" von Erwin Schulhoff. Das durchdachte Programm beruhte teils auf dem Variationsprinzip, teils auf thematisch-motivischen Verwandtschaften. Dass dabei nicht Einförmigkeit aufkam, lag daran, dass Christoph Keller stilistische Eigenarten, das Persönliche jedes Komponisten herausarbeitete und das Detail pflegte, ohne den Überblick zu vernachlässigen. Der Künstler nutzte dabei sein beachtliches technisches Können, einschliesslich vorbildliche Pedalbehandlung aus, ohne Brillanz vorzutäuschen, wo sie nicht verlangt wird.
Berner Zeitung, 21.3.1990
Nicht sonderlich attraktiv gestaltet sich der Einstieg in die Welt Magnards, wenn man chronologisch mit den Frühwerken beginnt, von denen die Klavierstücke op. 1 und 7, gekoppelt mit Kammermusik, in guten Einspielungen mit dem Pianisten Christoph Keller vorliegen Christoph Keller, der in allen Accord-Aufnahmen den Klavierpart spielte und sich dabei auch als virtuoser und flexibler Kammermusiker bewährt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.8.1988
Mendelssohns Konzert für Klavier und Streichorchester in a-Moll (es wurde vom Dreizehnjährigen komponiert) gehört in den Zusammenhang jenes Dutzends Streichersinfonien, in denen sich das Handwerk des jungen Genies formte und konsolidierte; es ist ein erfrischend unbekümmertes, kurzweiliges Stück. Christoph Keller, handwerklich untadelig, bemühte sich, dem Konzert Mendelssohns Eloquenz zu verleihen; er geriet dabei in Konflikt mit der dynamischen Spannweite des modernen Konzertflügels. Ein historisches Instrument wäre dem Werk angemessener gewesen!
Neue Zürcher Zeitung, 9.5.1988
Hanns Eislers 3.Klaviersonate fand in Christoph Keller einen ganz hervorragenden Interpreten. Der Schweizer wechselte zwischen zarten Klagegesängen und kraftstrotzenden Abschnitten wie selbstverständlich und führte das Publikum in geschickter Weise an eine leider selten zu hörende Musik heran.
Westdeutsche Zeitung, 10.9.1987
Sehr aparte harmonische Wendungen und gekonntes Komponierhandwerk machen jedes Stück [der "24 Pensées musicales" von Sigismund Thalberg] zu einem geschlossenen Ganzen. Und auch hier bewährt sich die durchsichtige, subtil mit dynamischen Werten verfahrende und wenig Pedal gebrauchende Spielweise von Christoph Keller bestens; die virtuosen Aspekte werden mit einer unauffälligen Leichtigkeit gemeistert.
Neue Zürcher Zeitung, 11./12.10.1986
Unter dem Titel "Dal teatro alla tastiera" hat das Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz ein in hohem Masse informatives und originelles, nicht zuletzt auch unterhaltendes Programm geboten: Christoph Keller spielte zwei Werke von Sigismund Thalberg (1812 bis 1871) und je eines von Frédéric Chopin und Ferruccio Busoni, Werke, die Themen aus Opern (von Wolfgang Amadeus Mozart, Gioacchino Rossini und Georges Bizet) in allen möglichen Formen verarbeiten. Werke, in denen sich die Qualitäten von Christoph Kellers Spiel, handwerkliche Souveränität, gestalterische Sicherheit und feine Musikalität, erst so richtig entfalteten.
Neue Zürcher Zeitung, 11.2.1986
Magnards (einzige) Violinsonate op. 13 ist eine Partitur, die weit über kammermusikalische Dimensionen hinauswächst, und nur ein hochkarätiges Duo kann ihren Ansprüchen gerecht werden; um so grösseres Lob verdienen Robert Zimansky, Konzertmeister des Orchestre de la Suisse Romande, und sein Klavierpartner Christoph Keller. Jenseits aller spieltechnischen Erwägungen spüren sie jedes formale und farbliche Detail des Werkes auf, zeichnen sein vor allem rhythmisch überaus komplexes Geflecht nach und lassen die verschachtelte, keinen traditionellen Mustern folgende Konstruktion nie auseinanderbrechen. Hinzu kommt bei Zimanksy ein wunderbar nuancenreiches Spiel sicherster Intonation, und bei Keller eine Anschlagskultur, die er auch in den drei Klavierstücken op. 1 von Magnard überzeugend demonstriert.
Neue Zeitschrift für Musik
Christoph Keller leistet mehr als Begleitung. Ausdauernde Präsenz in Phrasierung und Rhythmus sichert der Sonate [von Albéric Magnard] den Grundriss, die Struktur.
Fono Forum 9/1985
Am Beispiel des Hummel-Schülers und Liszt-Rivalen Sigismund Thalberg (1812-1871) zeigt Christoph Keller mit hohem pianistischem Einsatz auf, wie gering der Unterschied zwischen den Göttern und den Verworfenen in Wirklichkeit sein konnte. So manche der "Pensées musicales" besitzt den Rang Lisztscher Erfindungskraft.
Basler Zeitung, 4.9.1985
Die Oper hat im späten 18. Jahrhundert sich in die Klaviermusik eingeschlichen und bis ins beginnende 20. Jahrhundert sich darin gehalten, und zwar aus verschiedenen Gründen Der Zürcher Pianist und Musikwissenschafter Christoph Keller hat zum Thema einen dreiteiligen Sendezyklus gestaltet, der in vieler Hinsicht zum besten gehört, was man in letzter Zeit zu hören bekommen hat. Seine Ausführungen basieren auf exakten Recherchen und genauen und finderischen Analysen der zu Gehör gebrachten Werke Aber Christoph Keller spielt ausserdem alle Klavierbeispiele und besprochenen Werke als Ganzes selber, und ob das nun technisch einfache Musik wie bei Kuhlau oder Hochvirtuoses wie bei Thalberg und in Liszts Bearbeitung von «Am stillen Herd» aus Wagners «Meistersingern» betrifft, es war immer gleich, nämlich auf höchstem Niveau, rundweg meisterlich gespielt.
Neue Zürcher Zeitung, 27.10.1983
An einem Flügel, den die Anforderungen, die Eisler an ihn stellte, hörbar überforderten, erbrachte Keller den Beweis, dass die Beschäftigung mit Eislers Klaviermusik sich lohnt, dass sie in ihren besten Augenblicken jederzeit den Vergleich mit den Klavierwerken Arnold Schönbergs und seiner Schüler Webern und Berg besteht, sie an Bilderfülle und thematisch-motivischer Prägnanz sogar zu übertreffen vermag. Für die Veranstaltung zeichnete der Hanns-Eisler-Chor; er hätte seinen Namenspatron kaum einleuchtender würdigen können als mit diesem Konzert und mit der Verpflichtung Kellers, eines Pianisten, der sich dem Anspruch, den Eisler an den Interpreten stellt, technisch und geistig jederzeit gewachsen zeigte. Der starke Beifall deutete an, dass das Publikum seine Leistung zu würdigen wusste.
Der Tagesspiegel (Berlin), 25.11.1982
Christoph Keller, der vor zwei Jahren schon die Klavierwerke von Hanns Eisler in Radiosendungen in Wort und Klang vorgestellt hat, dabei auch die virtuosen Stücke selber hervorragend interpretierend, hat sich nun der unvollendeten Klaviersonaten von Franz Schubert angenommen. Die Werke wurden ebenso sachkundig und geistreich kommentiert wie am Klavier interpretiert. Christoph Keller ist ein sehr sensibler, aber auch sehr bewusst gestaltender Pianist, der einem diese vielleicht zum ersten Mal öffentlich aufgeführten Stücke ungemein nahe bringen kann.
Neue Zürcher Zeitung, 1.6.1982
Man hörte von Alexander Zemlinsky das farbige, impulsive, oft schwärmerische Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier (Elmar Schmid, Markus Stocker, Christoph Keller): schwungvoll und auch virtuos gespielt. Und es wurden "romantische Stücke" von Hans Huber (Thomas Füri, Christoph Keller) mit viel Empfindung gespielt.
Neue Zürcher Zeitung, 25.6.1981
Höhepunkte waren (und das jetzt ganz ernsthaft, rein interpretatorisch betrachtet) Stockhausens Klavierstück II, wie es Christoph Keller luzid, konzentriert und mit vollendeter pianistischer Eloquenz spielte.
Neue Zürcher Zeitung, 28.4.1981
Den klavierkonzerthaften Momenten in Louis Spohrs Quintett op. 52 für Klavier, Flöte, Klarinette, Horn und Fagott war der Pianist Christoph Keller ein stupender Interpret.
Neue Zürcher Zeitung, 4.5.1977
Christoph Keller fasste das rhythmische Spiel von Stockhausens Klavierstück IX, das periodische und aperiodische Abläufe so raffiniert in Beziehung setzt, mit einer Art behutsamer Energie - stets sehr klar, sehr überlegt in seinem Spiel. Und über welchen Ambitus gerade dieser junge Pianist verfügt, zeigte sich in seiner Interpretation von Beethovens Sechs Bagatellen op. 126, die nun gerade aus ihrer gelösten Agogik heraus sehr viel und sehr reizvolle Wirkung gewannen.
Neue Zürcher Zeitung, 4.10.1972
© 2009 Christoph Keller. Alle Rechte vorbehalten.